Blitz-Genesung zum 18. Geburtstag attestiert
Es brauchte ganze 20 Minuten, dass eine Gutachterin des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) den jungen Mann von 18 Jahren mit dem diagnostizierten Vollbild FAS, für das er mit einen Schwerbehindertenausweis mit 50% und dem Merkzeichen H für hilflos ausgestattet war, sowie Pflegegrad 2 hatte, kerngesund schreibt.
Pflegemutter Charlotte (Name geändert) macht sich Luft:
„Jeder, der sich mit den lebenslangen Beeinträchtigungen des fetalen Alkoholsyndroms aus persönlichen oder beruflichen Gründen beschäftigt, weiß genau, dass es niemals einen Zeitpunkt gibt, an dem man hoffen oder sagen kann: nun ist es vorbei, die Behinderung ist auskuriert, es ist alles gut.
Aber genau das ist uns passiert.
Zwölf Jahre hat unser Herzsohn Kelly (Name geändert) bei uns gelebt. Seit seinem 15. Lebensjahr wurde er nach einer fatalen Exkursion zu seiner leiblichen Mutter, die ihn unbedingt wiederhaben wollte, ihn aber recht schnell wieder vor die Tür setzte, in verschiedenen Einrichtungen betreut.
Der Junge bekam einen gesetzlich bestellten Betreuer. Und der hat übersehen, vergessen, aus Unkenntnis heraus versäumt, rechtzeitig vor dem 18. Geburtstag den Pflegedienst zu kontaktieren und prüfen zu lassen, ob die Pflege gesichert ist. Im Januar machten wir den Betreuer darauf aufmerksam und drängten ihn aktiv zu werden. Es erfolgte eine MDK – Überprüfung – die Gutachterin allein mit unserem Herzsohn. Danach war er plötzlich nicht mehr behindert und hatte keinen Pflegegrad mehr. Toll! Spontanheilung sozusagen.
Ich bin fassungslos.
20 Minuten, die entscheiden, ob man weiterhin Hilfe bekommt, finanzielle Unterstützung erhält, als Behinderter angesehen, anerkannt wird.
Und nun? Was macht man da? Viele Telefonate führen, Beschwerden schreiben, in Widerspruch gegen das Gutachten gehen, Anzeige erstatten gegen den Medizinischen Dienst und gegen den Betreuer. Denn Fakt ist, dass eine gutachterliche Untersuchung mindestens eine Stunde dauert und der Betroffene dem Gutachter nicht allein gegenübersitzt.
Ansonsten wartet man, dass die Institutionen ihre Arbeit machen und versucht nicht zu verzweifeln, dass es heutzutage immer noch Menschen gibt, die nicht begriffen haben: FASD heißt lebenslänglich!“
P.S. von der Happy Baby Redaktion: Kellys Geschichte zählt übrigens zu den Klassikern. Charlotte und ihr Mann wollten nach zwei leiblichen Kindern, etlichen Fehlgeburten und einem plötzlichen Kindstod Pflegekindern ein Zuhause geben. Das Vorhaben nahm eine dramatische Entwicklung. Zum einen war das der Arbeitsauffassung des Jugendamtes geschuldet. Zum anderen wurde die Diagnose zunächst negiert. Im Kindergarten galt Kelly durch sein destruktives Verhalten schnell als „Abschaum der Gesellschaft“. Die Familie litt und wurde gemieden. Wen der Blogbeitrag interessiert, der findet die komplette Story auf: