Therapie-Serie – “Achtet auf das, was gut tut!” – Teil 2 : Musik-Therapie –
Das Fetale Alkoholsyndrom bringt nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen insgesamt 419 verschiedene Symptome hervor. Dazu zählen körperliche Beeinträchtigungen wie auch neurologische Entwicklungsstörungen. Die neurologischen Defizite sind nicht heilbar, die Betroffenen haben ein Leben lang mit den Auswirkungen zu kämpfen. Es ist jedoch möglich, die Kinder und Jugendlichen mit Hilfe von Therapien zu fördern.
Um bei der allgemeinen Flut von Therapieangeboten einen Überblick zu bekommen, welche Therapien sinnvoll sein können, haben wir unsere Botschafterin, die Diplom-Psychologin und Dozentin Annika Rötters, gebeten eine Auswahl zu treffen. Entstanden ist eine “Therapie-Serie”, deren Staffeln wir in loser Abfolge online stellen.
Grundsätzliches für jede Therapieplanung
Annika Rötters: “Das wichtigste überhaupt ist: Achtet auf das, was gut tut!
Die Störungen der alkoholgeschädigten Kinder und Jugendlichen sind individuell, so dass es für die Therapieplanung notwendig ist, für jeden Patienten das Passende bzw. die passende Kombination zu finden. Dabei ist ‘mehr’ nicht unbedingt ‘besser’. Bedingt durch das Spektrum der Schädigungen und die oft damit einhergehende Intelligenzminderung sowie die schnelle bzw. schnellere Reizüberflutung, möchte ich mich dafür aussprechen, nicht zu viel auf einmal anzugehen. Es sollte immer im Fokus behalten werden, dass eine Tendenz zur Überforderung besteht, die es immer zu verhindern gilt.
Nach meiner Erfahrung mit ‘besonderen Kindern’ kann ich empfehlen: Nicht zu viele Termine – nicht mehr als einen Termin (egal ob Diagnostik oder Therapie) pro Tag und keinesfalls mehr als zwei pro Woche. Termine sind für alle anstrengend, und das, was innerhalb eines Termines geschieht, muss in ausreichender Zeit verarbeitet werden können. Notfälle sind von dieser Empfehlung natürlich ausgenommen.
Termine sollten außerdem so geplant werden, dass sie in den Tagesablauf des Patienten passen. Es darf beispielsweise nicht sein, dass für einen Termin der Mittagsschlaf geopfert wird.
Nicht zuletzt sollte der Therapieplan individuell mit den jeweiligen Ärzten und Therapeuten des Vertrauens auf den Patienten abgestimmt werden.
Musik-Therapie
Musik berührt. Schon im Mutterleib sind Klänge, Vibrationen und Bewegungen die elementarsten Erfahrungen eines Menschen. Die Empfänglichkeit für Rhythmen, Melodien und Harmonien gehören zu den grundlegenden menschlichen Eigenschaften durch das gesamte Leben hindurch. Zum einen hören wir, worauf sich die passive Musiktherapie fokussiert. Zum anderen produzieren wir Musik, woraus sich die aktive Musiktherapie speist. Beide Varianten dienen dazu, zu inneren Ressourcen zu finden und neue Wege innerlich neu zu erleben. Das besondere an Musiktherapien ist außerdem, dass man mittels Musik auch nonverbal kommunizieren, gar mit seinem Gegenüber in einen inneren Austausch treten kann.
Wann macht Musik-Therapie Sinn?
Annika Rötters: “Als Inhalte für Musiktherapien gelten Entwicklungsstörungen, Aufmerksamkeitsstörungen, Störungen des Sozialverhaltens – alles Bereiche also, die für viele Menschen mit FASD von Bedeutung sind.” Bewährt hat sich die Therapieform zudem bei der Unterstützung der kognitiven Entwicklung. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass sie die seelische, geistige und körperliche Gesundheit fördert.
Worauf muss geachtet werden?
Annika Rötters: “Wie bei jeder Therapie müssen die Methode und auch der Therapeut zum Patienten passen. Neben der fachlichen Qualifikation des Therapeuten spielt auch das menschliche Erleben der Zusammenarbeit eine wesentliche Rolle für den Therapieerfolg.
Musiktherapeuten sind in der Regel Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten mit abgeschlossener Zusatzausbildung in ‘Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie Musiktherapie’, zudem einer Psychotherapeutenkammer angehörig.”
ACHTUNG: Musik-Therapien sind nicht von den Krankenkassen anerkannt, so dass die Kosten nicht von diesen übernommen werden müssen.
Die Therapie-Serie auf einen Blick:
1. Tiergestützte Therapie
2. Musiktherapie
3. Physiotherapie
4. Ergotherapie
5. Logopädie
6. Motopädie
7. Psychotherapie
8. Ernährungstherapie
9. Neurofeedback
Informationen zur Diplom-Psychologin und Dozentin Annika Rötters: www.psychotrainment.de
Autorin: Dagmar Elsen
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